Geschichte der Marktgemeinde Spitz

Es ist nur wenig bekannt, daß der Markt Spitz zu den ältesten Siedlungen in NÖ gehört.
Die älteste Nachricht über unser Spitzer Gebiet stammt aus dem Jahre 830. Somit ist Spitz älter als die Orte Krems und Stein, Dürnstein und Weißenkirchen.

Die Geschichte in Zahlen

2000 v.Chr. 
Gräber aus der Jungsteinzeit (gefunden in der Kremserstraße)

1000 v.Chr.
Früh- und mittelbronzezeitliche Besiedlung

830
In dieser Urkunde bestätigt  Ludwig der Deutschen eine frühere vermutlich mündlich ausgesprochenen Schenkung seines Großvaters Karl dem Großen an das bayrische  Kloster Niederalteich, worin das Talstück am linken Donauufer von Spitz bis Aggsbach als "Wachowia" oder Wachove" bezeichnet wird. Niederalteich verwaltet diese Schenkung nicht selbst, sondern vergibt diese Aufgabe zuerst an österreichische Adelsgeschlechter, später dann an die Herzöge von Bayern.

865
Der Name "ad Spizzun"(=zu Spitz) wird zum ersten Mal genannt.
Ab dem 9. Jahrhundert sind  mehrfach urkundlich Weingärten in Spitz bezeugt.

1163
Erste urkundliche Nachricht über ein Gotteshaus, dass dem Hl. Mauritius geweiht ist.

1256
Albero von Kuenring-Dürnstein erster Herrschaftsinhaber dieses Geschlechts über die Herrschaft Spitz.

1285/86 
erstmals werden urkundlich zwei „feste Häuser“ (Burgen), nämlich das sogenannte „Obere Haus“ (heutige Ruine Hinterhaus) und das sogenannte „Untere Haus“ (Vorgänger des Schlosses im Markt) urkundlich erwähnt.

1347
erstmalige Bezeichnung des Ortes Spitz als "Markt" mit eigenem Marktrecht und Marktwappen.

Ende 14. Jhdt:
Die vorhandene kleine im romanischen Stil errichtete Pfarrkirche wird großzügig im gotischen Stil umgebaut. Die Bürgerschaft unterhält erstmals  eine Schule, die in der Nähe der Kirche im heutigen Pfarrgarten untergebracht ist.

1419
Das Bürgerspital, welches neben einer Salzlagerstätte, eine Kapelle und einen Weinkeller enthielt, beherbergte auch ein „Spital“, eine frühe Form der Kranken-, Armen- und Waisenhäuser 

1455
Älteste Darstellung des Wappens (Ratssiegel)

1504
Die Herrschaft der bayrischen Herzöge geht zu Ende. Im Zuge des bayrischen  Erbfolgestreits geht die Herrschaft Spitz an die Habsburger über, die ihrerseits die Herrschaft an niederösterreichische Adelsfamilien weitergeben.

nach 1550
Ausbreitung der Reformation. Spitz wird Zentrum der Reformation.

Um 1580
Der evangelische Gelehrte Chyträus schreibt im Schloß zu Spitz an der evangelischen Kirchenagenda

1613
Erbauung der protestantischen Schlosskirche und des Pastorenturmes auf dem Friedhof durch die Grafen von Kuefstain.

1620 – 1645
Im 30-jährigen Krieg kommt es zur Erhebung des protestantischen Adels gegen den katholischen Kaiser Matthias. Der Spitzer Gutsherr Hans Lorenz II. von Kueffstain bringt als Feldherr der Protestanten den kaiserlichen Soldaten unter General Bouquoy eine Niederlage bei. Als Rache wird der Markt Spitz 1620 samt Schloss und Kapelle geplündert und niedergebrannt. Die protestantische Kapelle wird später nicht mehr aufgebaut.

Im Dreißigjährigen Krieg wird Spitz mehrmals geplündert und gebrandschatzt. Wertvolles Kirchengut geht dadurch verloren. Noch heute erinnert das sog „rote Tor“ an diese Zeit. Die Sage erzählt von einem Kampf der Spitzer Bürger gegen schwedische Söldner im Bereich dieses Tores, wobei auf Grund des heftigen Kampfes das Tor „rot von Blut“ gewesen sei. Diese Sage ist historisch nicht belegt, wohl aber die Plünderung des Ortes durch kaiserliche und schwedische Truppen.

ca. 1630
Einsetzen der Gegenreformation, tatkräftig unterstützt von den habsburgischen Landesherren und getragen vom Stift Niederaltaich

1672
Ein Feuer, das im Hause eines Bäckers nahe dem Schloss ausbricht, vernichtet das Schloss und einen Teil des Marktes.

1724 -1739
Propst Augustinus Fischer, wortgewaltiger Prediger, Jurist und Historiker gelingt es in mehreren Prozessen gegen die Herrschaft Dietrichstein und dem Rat der Gemeinde Spitz „die alten Rechte der Kirche“ wieder her zu stellen. Fischer schreibt eine Geschichte des Marktes Spitz (Gmisch-Gmäsch), worin er uns einiges über das Leben in der Zeit der Gegenreformation und über die Geschichte des Ortes erzählt. Er leitet die Barockisierung der Pfarrkirche ein.

1803 
Kloster Niederaltaich wird säkularisiert, verliert die Pfarre Spitz

1837
"Maria Anna" befährt als erstes Dampfschiff die Strecke Wien - Linz.
Damit geht das Zeitalter der Flösse, der Holz- und Ruderschiffe, die donauaufwärts von Pferden gezogen wurden (Schiffszüge), zu Ende.

1852
Friedhof um die Kirche aufgelassen, Marktplatz neu gestaltet

1868
Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Spitz

1871
Ende der Herrschaft Spitz, Verkauf des Schlosses an den Wiener Bürgerspitalfonds, Schaffung von Wohnraum für Spitzer Bürger

1891 
Regulierung der Donau, Errichtung der Häuser in der Hauptstraße nach erfolgtem Landgewinn

im 19. Jhdt.:

Die Wachau wird von Dichtern und Malern entdeckt und bereist. Ab 1890 stellen sich die ersten Touristen ein.

1902
Erste Sonnwendfeier 8 in der heute üblichen Form) in Spitz

1909
Eröffnung der Donauuferbahn Krems – Grein

1947
Der Film „Hofrat Geiger“ wird in Spitz gedreht. Er ist der kommerziell erfolgreichste österreichische Film der Nachkriegsgeschichte

1954
Ein verheerendes Hochwasser sucht Niederösterreich heim und richtet in Spitz großen Schaden an

1959
Eröffnung der B 3, der „Wachauer Bundesstrasse“ mit einem Tunnel in Dürnstein und einer neuen Trassenführung entlang der Donau

1972 
Eingemeindung der Gemeinde Schwallenbach

1972
Arbeitskreis zum Schutz der Wachau gegen die Errichtung eines Laufkraftwerkes bei Dürnstein wird vom Spitzer Bürgermeister Franz Hirtzberger und vom Wein- und Gastwirt Josef Jamek gegründet

1975
Eingemeindung der Gemeinde Gut am Steg
(bestehend aus den Orten Gut am Steg und Vießling)

1992
Ankauf des Schlosses durch die Marktgemeinde Spitz

1997
Gründung des "Vereines zur Renovierung und Revitalisierung des Schlosses zu Spitz" und Beginn der Wiederinstandsetzung.

1999
Verleihung des Europadiploms an die Wachau

2000
Wachau wird Weltkulturerbe, Kategorie „Kulturlandschaft“

2002
Spitz wird im Frühjahr und im Sommer von Hochwässern heimgesucht, die jenes von 1959 übertreffen

2006
Begründung der Partnerschaft mit der Innviertler Marktgemeinde Taufkirchen an der Pram (Oberösterreich)

2010
Ankauf „neues Gemeindeamt“, welches in den Räumen des ehemaligen Postgebäudes untergebracht wird.

2010
Beginn der Bauarbeiten für die Hochwasserschutzanlage Spitz

2012
Feierliche Eröffnung der Hochwasserschutzanlage

2013
Spitz wird neuerlich von einem „Jahrhunderthochwasser“ heimgesucht. Die neu errichtete Hochwasserschutzanlage besteht souverän ihren ersten Echteinsatz.

2018
Begründung der Partnerschaft mit der Stadtgemeinde Vilshofen an der Donau (Niederbayern) als Donau.Partner.Gemeinde

"Bestätigung einer mündlichen Schenkung Karl des Großen
 an das Kloster Niederaltteich durch Ludwig den Deutschen"

(Quelle: Ericht Schöner- Geschichte des Marktes Spitz - 1. Band S13-15)

Die älteste urkundliche Nachricht über das Gebiet von Spitz ist das Diplom Ludwigs des Deutschen, in dem der König am 6. Oktober 830 die Schenkung des "Locus Wahowa" und des "Locus Akkussabah" durch seinen Großvater Karl den Großen an das Stift Niederaltaich bestätigte. Ludwig war damals, zu Lebzeiten seines Vaters, noch König von Bayern. Er stellte die Urkunde in Regensburg aus. Diese für die Geschichte von Spitz hochwichtige Urkunde lautet im Urtext, nach der ältesten erhaltenen Abschrift aus dem elften Jahrhundert:

Geschichte der Marktgemeinde Spitz 

"In nomine domini nostri Jesu Christi, dei omnipotentis. Hludouuicus divina largiente gratia rex Bojoariorum. Si erga loca divinis cultibus manicipata propter amorem dei eorumque in eisdem locis sibi famulantibus beneficia op ortuna largimur, premium nobis apud dominum in eterna beatitudine recipere mnfidimus. Proinde notum sit omnibus fidelibus sancte dei ecclesiae nostrisque presentibus, scilicet et futuris, quia vir venerabilis Gauzbaldus sacri palatü nostri summus cappellanus, et abba monasterü quod dicitur Altaha, quod est constructum in honore sancti Mauricü martyris Christi, adiens excellentiam nostram innotuit clementie nostre, qualiter postquam terra Auarorum ex parte ab avo nostro dom(i)no Karolo imperatore capta fuisset, ipsius permissui atque consensu quedam res in ipsa marcha ad ius regium pertinentes eidem monasterio collate fuissent, quas etiam usque nunc predictum possedit monasterium. Sed quia auctoritas traditionis exinde minüne apparebat, deprecatus est idem Gauzbaldus abba, ut nostre auctoritatis largitionem atque confirmationem eidem daremus monasterio, per quam ipsas res in postmodum predictum monasterium eiusque rectores absque cuiuslibet impedimento, aut contadictione tenere et dominari potuisset. Cuius deprecationem propter divinum amorem et reverentiam ipsius sancti loci libenter annuimus et ipsas res perpetuo possidendas solemni datione eidem concessimus monasterio, id est locum, qui nuncupatur Uuahouua, qui terminatur a fonte rivuli qui vocatur Mustrica, usque in eum locum, ubi ipse Danubium influit, ac deinde tendit sursum in ripam Danubü usque in Bohbah et ultra Bohbah mansum unum, et inde iuxta Bohbah sursum usque in verticem montis, qui nuncupatur Ahornico, nec non et alium locum nuncupantem Accussabah iuxta ripam Danubü cuius mensura est in longitudine miliarum unum et similiter in latitudine, nec non et campum unum, qui continet mansum unum, quem interiacet causa Frisingensis ecclesiae. Has itaque res cum mancipüs domibus edificüs vineis terris silvis pratis pascuis acquarumve decursibus, quantumcumque infra predicta terminia de eisdem rebus continetur, totum et ad integrum in ius et dominationem predicte ecclesiae perpetualiter ad habendum conferimus, ita videlicet ut quicquid de ipsis vel in ipsis rectores et ministri supramemorate sedi ob utilitatem et commoditatem ipsius ecclesiae facere vel iudicare voluerint, liberum in omnibus habeant potestatem faciendi, quicquid elegerint. Et ut haec auctoritas largitionis atque confirmationis nostre per curricula annorum inviolabilem atque inconvulsam obtineat firmitatem, manu propria subter firmavimus et anuli nostri impressione signari iussimus. Adalleodus diaconus advicem Gouzbaldi recognovi. Data pridie non(as) octobr(is) anno Christo propitio XVII imperü dom(i)ni Hludouuici serenissimi augusti et anno V regni nostri, indictione VIIII, actum Ragenesburg civitate; in dei nomine feliciter amen."

(Signum domini Ludovici regisa).


Übersetzung:

"Im Namen unseres Herrn Jesus Christus, des allmächtigen Gottes. Ludwig, aus göttlicher Gnade König der Bayern. Wenn wir den Orten, die ihm dort dienen, Begünstigungen verleihen, so hoffen wir, den Lohn dafür in der ewigen Seligkeit beim Herrn zu empfangen. Daher sei allen Gläubigen der heiligen Kirche Gottes, den gegenwärtigen und zukünftigen, kundgetan, dass der ehrwürdige Herr Gozbald, oberster Kaplan unseres heiligen Palastes und Abt des Gotteshauses, das Altaha heißt und das zur Ehre des heiligen Märtyrers Christi, Mauritius, errichtet wurde, als er unsere Gewogenheit suchte, unsere Güte kennen lernte, gleichwie nach der teilweisen Eroberung des Landes der Awaren durch unseren Großvater, den Herrn Kaiser Karl, mit dessen Erlaubnis und Zustimmung gewisse Güter in dieser Mark, die zum königlichen Recht gehören, diesem Kloster übertragen wurden, die es bis jetzt auch innehat. Weil jedoch die Geltung dieser Schenkung später nur mehr sehr gering zu sein schien, hat derselbe Abt Gozbald gebeten,"dass wir dem Kloster die Gunst unseres Ansehens zuwenden und die Bestätigung geben mögen, durch die für künftige Zeiten das vorgenannte Gotteshaus und seine Vorsteher ohne irgendwelche Behinderung oder Widerspruch diese Besitzungen innehaben und beherrschen können. Aus Liebe zu Gott und Ehrfurcht vor diesem heiligen Ort haben wir diese Bitte gerne gewährt, und wir haben dem Kloster diese Güter durch feierliche Schenkung als immerwährenden Besitz zugestanden, und zwar ein Gebiet, das Wahown genannt wird, und dessen Grenze von der Quelle des Bächleins, das Mystrica heißt, bis zu jenem Platz verläuft, wo dieses in die Donau mündet; und danach reicht es aufwärts, längs des Ufers der Donau bis zum Bohbach, und jenseits des Bohbaches eine Hube, und von da aufwärts bis zum Scheitel des Berges, der Ahornic heißt, außerdem noch ein anderes Gebiet, Accusabach genannt, nahe dem Ufer der Donau, das eine Meile in der Länge und ebensoviel in der Breite misst. Dann noch ein Grundstück in der Größe einer Hube, das zwischen den Besitzungen der Freisinger Kirche liegt. Diese Güter also mit allen hörigen Leuten, Häusern, Bauwerken, Weingärten, Feldern, Wäldern, Wiesen, Viehweiden, Gewässern und Wasserläufen, was auch immer davon innerhalb der angeführten Grenzen dieser Besitzungen sich befindet, übertragen wir der vorgenannten Kirche gänzlich, als unantastbares Recht und als Schenkung zu immerwährendem Besitz, und zwar in der Art, dass, was immer über diese Güter oder auf diesen Gütern die Vorsteher oder Diener des genannten Stiftes wegen des Nutzens oder Vorteils ihrer Kirche tun oder beschließen wollen, sie in allem die freie Ermächtigung des Handelns haben sollen, wie sie auch ihre Wahl treffen mögen. Und damit die Geltung dieser unserer Verleihung und Bestätigung in Zukunft unverletzlich und unerschütterlich ihre Kraft behalten möge, haben wir mit eigner Hand dies im Folgenden bekräftigt und mit unserem Ring zu siegeln befohlen. Ich, der Diakon Adaleod, habe es überprüft. Gegeben am Vortag der Nonen des Oktobers, im siebzehnten Jahr des gnädigen Christus der Regierung Herrn Ludwigs, des gestrengen Kaisers, im fünften Jahr unserer Herrschaft, in der neunten Indiktion, in der Stadt Regensburg. - (Lebt) glücklich im Namen Gottes!"

(Das Zeichen des Herrn Königs Ludwig.)

 

 Spitz ist zertifizierte Gemeinde

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